AICC Business Breakfast: Innovation à la Tel Aviv-Universität

AICC Business Breakfast: Innovation à la Tel Aviv-Universität

Technologietransfer nach dem Modell des „israelischen Silicon Valley“

Im Umfeld der Universitäten entstehen täglich Innovationen. Die Projektgesellschaft RAMOT unterstützt, als Business Engagement Center der Tel Aviv-Universität, die Marktfähigmachung der innovativen Ideen und ist somit zum Impulsgeber für die israelische Wirtschaft geworden. Beim Business Breakfast der Österreichisch-Israelischen Handelskammer (AICC) gab RAMOT-CEO, Shlomo Nimrodi, Einblicke in das Erfolgsmodell des Innovationszentrums. Im Anschluss diskutierten der Direktor der Meduni Wien, Univ.-Prof. Dr.med.univ. Markus Müller, Dr. Rudolf Dömötor (Leiter des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien (WU)), Dipl.-Ing. Bernhard Koch (stellvertretender Leiter des Forschungsservice/Wissens- und Technologietransfer an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)), Mag. Markus Wanko (Head of Technology Transfer am ISTA) und Univ.-Doz. DDr. Alexander Egger (Rechtsanwalt bei LGP und Experte für EU-Recht und Förderwesen), über den Status quo und mögliche Entwicklungen in Österreich.

Der Befund der Experten fällt dabei eindeutig aus: Österreich belegt im Europavergleich einen Top-Platz in der Forschung, schwächelt jedoch leider etwas bezüglich der Innovationskraft. Es fehlt das Bindeglied zwischen Forschung und Industrie. Neue Ansätze sind gefragt. Der Einladung von Rechtsanwalt Dr. Gabriel Lansky und Dr. Bernhard Ramsauer, Präsident der Gesellschaft der Freunde der Universität Tel Aviv in Österreich und CEO Liechtensteinische Landesbank (LLB), folgten rund 50 Entscheidungsträger aus Forschung, Politik und Wirtschaft. Die Semper Constantia Privatbank unterstützte das Business Breakfast der AICC als Sponsor.

Niedrigschwelliger und transparenter Austausch zwischen Forschern und Geldgebern

Die Projektgesellschaft RAMOT der Tel Aviv-Universität (TAU) ist eines der bedeutendsten Innovationszentren des Staates Israel. Der Vision des „israelischen Silicon Valley“ folgend werden Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen für Projekte zusammengebracht. Der Fokus liegt dabei auf Cybersecurity, Internet of Things (IoT), Genetik und Neurowissenschaften. Ihre Arbeit wird an der TAU gebündelt, um so die Marktfähigmachung von Erfindungen zu realisieren. Wissenschaftler finden durch RAMOT einen rechtlichen und kommerziellen Rahmen, um ihre Entwicklungen zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu machen. Teil dieses Erfolges sind ein niedrigschwelliger Zugang zu Forscherteams oder Forschern, eine übersichtliche werbliche Aufbereitung des Dienstleistungsportfolios für die Zielgruppen, ausformulierte Vorschläge für mögliche Modelle der Zusammenarbeit, sowie eine transparente Aufbereitung von Förderprogrammen. Diese speisen sich unter anderem aus Fonds und Spenden, aber auch aus Fördertöpfen der Europäischen Union.

RAMOT-CEO, Shlomo Nimrodi – ein erfahrener Top-Manager (Epana Networks, Raytel Cardiac Services, Nexus Data, oder Indigo – heute Teil der HP-Gruppe): „Natürlich kennen wir Probleme bei der Finanzierung oder fehlendes Commitment politischer Entscheidungsträger. Aber: die meisten Ihrer Smartphones enthalten Technologie der Tel Aviv-Universität. 2.000 Patente, 580 aktive Patentfamilien, davon bereits ein Drittel zugelassen, sprechen für sich.“

Kritischer Erfolgsfaktor Frühphasenfinanzierung

„Als ein Bindeglied zwischen Forschung und Industrie“ versteht sich das im Jahr 2006 etablierte Institute of Science and Technology Austria (ISTA), gegründet von der österreichischen Bundesregierung und dem Land Niederösterreich. Das dort angesiedelte Technology Transfer Office (TWIST) ist Dienstleister für Patente, Lizensierungen und unterstützt bei der Gründung von Spin-offs und bei Kooperationen mit der Industrie. Head of Technology Transfer und Ökonom Mag. Markus Wanko hat ehrgeizige Ziele: bis zum Jahr 2026 sollen rund 100 Forschungsgruppen eröffnet werden. Spezielle Managementstrukturen sollen die Unabhängigkeit garantieren. Aktuell sind 50 Forschungsgruppen eingerichtet, das Institut hält Anmeldungen in 12 Patentfamilien. Markus Wanko: „Wir haben Handlungsbedarf in der Frühphasenfinanzierung.“

Effektivität und Effizienz von Förderungen hinterfragen

Der Rektor der medizinischen Universität Wien, Univ.-Prof. Dr.med.univ. Markus Müller, fordert langfristiges Denken in der Forschungspolitik. Im Förderdschungel der Forschungsprogramme kämen finanzielle Mittel allerdings häufig nicht dort an, wo sie „hingehören“. Es fließe zu wenig Geld in die reine Grundlagenforschung, ein Zustand, welcher Österreich im europäischen Vergleich zurückfallen lässt. Des Weiteren fordert er einen langen Atem und ein Umdenken: „Man braucht in Österreich neue Instrumente, um neue Wege zu gehen“.

Universitäten sollen eigene Leistungen (selbst)bewusst(er) vermarkten

Dipl.- Ing. Bernhard Koch setzt sich an der BOKU für den Output der Grundlagenforschung ein, an welchem die Entwicklung einer Innovation ansetzen kann. In seine Zuständigkeit als stellvertretender Leiter des Forschungsservice/Wissens- und Technologietransfer an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) fallen etwa die Erfinderinnenberatung, Patentierung, Spin-offs und Gründungsideen. „Den Vorsprung Israels beim Technologietransfer konnten wir von 60 Jahre auf 20 Jahre verkürzen. Es wäre ein wichtiger Schritt, wenn wir als österreichische Forscher selbstbewusster auftreten und unsere Kompetenzen besser vermarkten“, so Koch. An der Vermarktung setzt auch Dr. Rudolf Dömötör an, Leiter des WU Gründungszentrums und des Entrepreneurship Center Network (ECN). Der wirtschaftliche Erfolg einer Innovation setze die Kombination aus Produkt und Verkauf voraus, deshalb sei das Gründungszentrum ein „Link zwischen dem Studium und dem Erfolg in der Privatwirtschaft“. In seinen Augen gibt es aber noch Verbesserungsbedarf an der österreichischen Unternehmerkultur: „Es tut sich ein bisschen was, aber es fehlt an nachhaltiger Strategie“.

Assistenz und Transparenz bei Förderungen

Zum Stolperstein für Forschungsprojekte können rechtliche Vorgaben werden. Fehler bei Anträgen können die Rückforderung von Fördermitteln nach sich ziehen, sogar Schadenersatzforderungen oder finanzielle Sanktionen. Gerade Forschern falle die Erfüllung solcher „bürokratischer Anforderungen“ schwer, sie würden die Konsequenzen von Überprüfungen häufig unterschätzen, berichtet Rechtsanwalt DDr. Alexander Egger – er leitet bei LGP die Praxis für EU und öffentliche Ausschreibungen und unterrichtet an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Juni 2018 sei mit dem Vorschlag der Kommission für das nächste Forschungsrahmenprogramm zu rechnen, so der Rechtsexperte. Während der österreichischen Ratspräsidentschaft ergebe sich also ein Zeitfenster, gestaltend in die Beratungen und Verhandlungen einzugreifen. In Richtung Politik appelliert Egger: „Transparenz und Assistenz für die Antragsteller“.

Bild 1:  Univ.-Doz. DDr. Alexander Egger, Rechtsanwalt und Head of EU, Regulatory, and Public Procurement LGP; Univ.-Prof. Dr.med.univ. Markus Müller, Rektor MedUni Wien; RA Dr. Gabriel Lansky, Gründungspartner LGP und Präsident AICC; RA Dr. Julia Andras, Managing Partner LGP und Generalsekretärin AICC; Mag. Markus Wanko, Head of Technology Transfer, ISTA; Dipl.- Ing. Bernhard Koch, stv. Leiter Forschungsservice/Wissens- und Technologietransfer an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU); Dr. Rudolf Dömötör, Leiter des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien (WU)

Bild 2: Dr. Bernhard Ramsauer, Präsident der Gesellschaft der Freunde der Universität Tel Aviv in Österreich und CEO Liechtensteinische Landesbank (LLB) und Dr. Gabriel Lansky, Gründungspartner LGP und Präsident AICC



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